Am Dach der Welt… Oder die Vielfalt Chinas in 12 Tagen

Praktikantin Svenja berichtet

Nun war ich schon ganze drei Monate in China, die Zeit verging wie im Fluge und auch mein Praktikum bei Tibetmoto näherte sich dem Ende zu. Und dann gab Hendrik mir die Möglichkeit eine Motorradtour durch China zu begleiten. Schon Wochen zuvor habe ich mir Bilder der vier super interessanten Provinzen angeschaut und mich bildlich in die Landschaften hineinversetzt.

Yunnan, Sichuan, Gansu, Qinghai- here we come!

Und dann war es soweit: Nachdem wir, das Team von Tibetmoto, die Motorräder ein letztes Mal auf Vordermann brachten und sie von Dali nach Lijiang transferierten, empfangen wir am Abend des 14. Mai 2017 unsere Kunden aus Deutschland.

Eine kleine Gruppe von vier erfahrenen Motorradfahrern und Abenteurern.

Nach einem wohl verdienten Wilkommens-Bier nach der langen Reise, ging es in die Altstadt von Lijiang, wo wir uns ein gemütliches Plätzchen in mitten der „Foodstreet“ suchten und ein traditionelles chinesischen Essen genossen, mit vielen Tellergerichten. Nachdem wir das berühmte Wasserrad Lijiangs bestaunten, machten wir uns auf Entdeckungstour durch die schmalen, bunt beleuchteten Gassen. Lauschten den verschiedenen Musikklängen der zahlreichen Clubs, Kneipen und Restaurants, spazierten entlang der alt-traditionellen Holzbauten, die gold beleuchtet eine wohlige Atmosphäre schafften, verfolgten die Kerzschiffchen entlang des Kanals und genossen einen wunderbaren Ausblick vom Hügel Lijiangs.

Nach dem Briefing am nächsten Morgen, ging es für die Gruppe endlich auf die Motorräder. Sack und Pack wurde verstaut, letzte organisatorische Vorbereitungen abgeklärt und unsere Motorradtour Chinas konnte losgehen.

Und schon nach unserem ersten Stopp war ich überrascht, wie anziehend eine Gruppe von Ausländern auf Motorrädern für Einheimische wirken musste. So wurde nicht nur beim ersten Stopp nach zahlreichen Fotos und Selfies gefragt.

Ein kultureller Austausch der ganz besonderen Art, denn so entstanden Gespräche und Diskussionen, die man mit Händen und Füßen nur erraten konnte.

Unsere Strecke führte uns entlang des Yangtze Flusses, mit Aussicht auf spektakuläre Schluchten, bis nach Shangri-la, wo wir in einem traditionell tibetischen Wirtshaus am Hang einer Schlucht, mit Aussicht auf ein wunderschönes grünes Tal Mittag aßen. Gegen späten Nachmittag und pünklich zum Start des Regens, erreichten wir das verschlafene Örtchen Benzilan.

Unser zweiter Fahrtag brachte uns nach Xiangcheng. Die Fahrt dorthin war beeindruckend, denn es ging durch karge Hügellandschaften und inmitten dieser, versteckte saftig grüne Dorf-oasen. Auch der Häuserstil veränderte sich. Am Nachmittag gewannen wir an Höhe und es brachte uns über drei Pässe, mit Höhen von 3300m, 3800m und 4150 Meter. Besonders der letzte Pass, brachte uns Wetterumstellungen: Wind, Kälte, Nebel, Hagel. Und keine Menschenseele. Aber es war nicht ganz das Ende der Welt, denn nach einer weiteren Stunde Fahrt durchbrachen wir die Wolkendecke und es ging runter ins Tal, der Sonne entgegen. Und dort wartete bereits ein besonderes Highlight auf uns: die Sangpi Kloster. In mitten der grau-grünen Hügellandschaft stach ein hiesig rot goldener Tempelkomplex heraus.

Ein Tempelkomplexaus dem 17 Jahrhundert. Wir ließen unsere Motorräder vor dem Tempel stehen. Nachdem sie rundum von Mönchen begutachtet wurden, ging es für uns auf Besichtigungstour ins Tempelinnere. Hendrik erzählte uns Fakten und Geschichten des Buddhismus und des Tempels selbst. Die aufwendige und liebevoll gestaltete Dekoration gefiel mir besonders gut. Der riesige Tempelhof, umringt von quadratischen Mönchhäusern und die Stille – ein magischer Ort.

Nach nur einer halben Stunde erreichten wir Xiangcheng, wo wir die Nacht verbrachten.

Am nächsten Tag ging es für uns in die höchst gelegenste Stadt der Welt- Litang. Mit bestem Wetter und perfekter Laune nahmen wir eine hervorragend ausgebaute Asphaltstraße, die uns über die Haize-Seenplatte führte; eine weite Ebene aus riesigen Felsbrocken und hunderten kleinen Seen. Einstimmig entschieden wir uns dafür die Hauptstrecke zu verlassen, eine optionale Route zu nehmen und einen kleinen abgelegenen See in 10km Entfernung zu besuchen. Diese Strecke war wie gemacht für Offroad-Liebhaber. Es ging über einen Schotterweg durch eine dramatische Wüste aus Steinen, durch Sandkuhlen und Sandhügeln, bis wir einen kleinen See inmitten dieser kargen Landschaft erreichten. Eine echte Mondfahrt bei heißen Temperaturen- Action pur.

Es ging weiter und bald schlängelte sich die Straße auf über 4000 Meter Höhe, bis wir den Mount Rabbit, den höchsten Pass unserer Tour, mit einer Höhe von 4696 Meter erreichten. Von hier aus genossen wir einen phantastischen Panoramaausblick auf Nomadenhütten und einen kleinen See umgeben von Yaks. Am späten Nachmittag erreichten wir auf eine Höhe von 4.100 Metern, die Stadt Litang, umgeben von einer sonnenbeleuchten Schneebergkette. Die Höhenmeter stiegen einigen von uns bei Ankunft in den Kopf, doch zum Abschluss des Tages wurden wir mit leckeren Momos (tibetische Teigtaschen) und einen wunderschönen Sonnenuntergang belohnt.

Da Litang die Geburtsstätte des 7. Und 10. Dalai Lamas ist, ging es für die Gruppe am nächsten Morgen zur Besichtigung des Geburtshauses des 7. Dalai Lamas.

„White crane!
Lend me your wings
I will not fly far
From Lithang, I shall return“
,

so verkündete der 6. Dalai Lama seine nächste Wiedergeburt.
Nach diesem kleinen Rundgang ging unserer Reise weiter nach Ganze.

Wir befanden uns nun schon in den tiefen Gebieten Tibets. Überall wo man hinschaute sah man Weinrote Mönchgewänder, Gebetsfahnen in den Hängen der Berge und Stupas an jeder zweiten Abfahrt. Das Rattern der drehenden Gebetsmühlen in den Ohren, der Duft von Räucherstäbchen und der Geschmack vom scharf sauren Sichuan Pfeffer am Gaumen ließen uns nur noch tiefer in das Leben der Tibeter eintauchen.

Wir fuhren über Grasland auf dem Yaks und Schafsherden weideten. Die Straße nach Ganze führte uns durch ein kurvenreiches alpines Nadelwaldtal, entlang weiter Weideflächen und kleinen Klöstern, immer umgeben von Hochgebirge. Mich faszinierte nicht nur wie die Landschaft sich veränderte, sondern auch die Häuser, von Region zu Region.

Vorher noch bunt dekorierte Holzhäuser, einige Kilometer weiter braune Lähm Häuser und das nächste Dorf geschmückt ganz aus roten Häusern. Und in jedem Dorf sahen die Häuser identisch aus, das wohl daran liegt das das ganze Dorf zusammenkommt um gemeinsam einer Familie ein Haus zu bauen.

Wir folgten den kurvigen Straßen entlang des reißenden Flusses, entgegen der schneebedeckten Berge und nahmen an Höhe ab, bis wir ganz umringt von Schneebergen und Grashügeln Ganze erreichten. In Ganze ließen wir den Tag bei einem Bier auf der Dachterasse des Hotels mit fantastischen Ausblick auf das Tal ausklingen.

Der darauffolgende Tag lief allerdings etwas anders als geplant. Nachdem ich noch ein letztes Mal die Aussicht der Dachterasse genoss und mir den fantastischen Sonnenaufgang anschaute, sollte es für uns nach Seda gehen, die größte buddhistische Lehranstalt der Welt. Besonders für mich eines der Highlights der Motorradtour in China und ich konnte es kaum erwarten. Eine weite Papelallee führte uns aus Ganze hinaus, zurück ins Weidenland.

Doch nachdem wir einen weiteren kurvenreichen Pass überquerten, gerieten wir in eine Passkontrolle vor den Toren Sedas. Und obwohl die Polizei sich herzlichst bei uns entschuldigte, konnten sie uns aus irgendwelchen Gründen nicht passieren lassen. Wir kehrten also um. Traurigkeit auf unseren Gesichtern. Wir hielten an einem Rastplatz, Hendrik holte seine Landkarten heraus und wir überlegten uns in weniger als einer halben Stunde einen Plan B, eine neue Route.

Das Abenteuer konnte beginnen, denn diese Route kannte noch keiner von uns und wir wussten nicht was uns erwarten wird. Trotz des Seda-Ausfalls war die Laune erstaunlich gut an diesem Tag.

Wir fuhren durch tannendichte Nadelwälder, indem die hell und grüntöne der Bäume ein regelrechtes Gemälde malten. Die Sonne bahnte ihren Weg aus den Wipfeln der Tannen und eine traumhafte Straße in mitten der Alpine Landschaft konnte unsere Laune nur noch weiter steigen lassen. Wir entdeckten viele Tempel und Pagoden auf unserem Weg, ja sogar traditionelle Holzbauten auf den Hängen der Berge.

Nach einem dennoch wundervollen Fahrtag, kamen wir in ein touristisch unentdecktes Örtchen, wo wir von den lokalen Bewohnern mit großen Augen, Neugier und Herzlichkeit empfangen worden sind.

Unsere Tour konnten wir nächsten Tag wie geplant fortsetzen. Dies war unser längster Fahrtag.

Es ging nach Jiuzhi und das abenteuerliche Motorradtour Chinas wurde auch hier fortgesetzt. Denn besonders diese Gegend wird vom Staat sehr kontrolliert. So fuhren wir an diesem Tag durch drei Polizeikontrollen, wurden dreimal im polizeilichen System registriert und mussten letztendlich an allen drei Checkpoints Selfies mit der Polizeigesellschaft machen. Und auch wenn es uns Zeit raubte, war es eine herrlich witzige Erfahrung.

Besonders als wir mit einer Polizeieskorte aus dem Bezirk herausgeführt worden sind und im nächsten Bezirk von einer neuen Eskorte empfangen worden sind. Unsere Gedanken kreisten, denn wann bekam man schon mal so viel Aufmerksamkeit und es kam uns so vor als wären wir Prominente.

An diesem Tag wartete nicht nur die Polizei von Sichuan auf uns, sondern fünf atemberaubende Pässe, die sich alle über eine Höhe von 4000 Meter erstreckten. Mit dem letzten Pass erblickten wir das Tal von Jiozhe, wo wir den regional-selbstgebrannten Baiju-Likör genossen und nach einem langen (10Std.) spannenden Tag ins Bett fielen.

Am nächsten Tag ging es ins 210km entfernte Langmusi. Wir verließen das Bergland und fanden uns auf einer aalglatten Hochebene wieder, wo wir zwei Mal den reißenden Gelben Fluss überquerten.

Steppe, Prärie, Safaritour. Das trockene Land auf der Hochebene erinnerte an eine afrikanische Safaritour, nicht nur wegen der Hitze- Murmeltiere die von Erdloch zu Erdloch rasten, Schafsherden die unsere Straße kreuzten, Pferde die mit uns ein Wettrennen veranstalteten, Adler die über uns kreisten und Blackneck Vögel die uns neugierig aus der Ferne beobachteten. Wir fuhren dem weiten Horizont entgegen, bis wir aus der Ferne einen feuerroten Canyon erblickten.

Nach einem kurzen Fahrtag erreichten wir Langmusi- versteckt hinter einer riesigen Bergformation. Zum Glück hatte der Tag noch genügend Stunden um diesen wunderschönen Ort zu erkunden. Langmusi- ein verschlafenes Örtchen und nur der kleine Bach inmitten der Ortschaft trennt die Provinzen Sichuan und Gansu voneinander.

Auf der Sichuan Seite der prachtvolle Canyon und auf der Gansu Seite als unglaublicher Kontrast, der goldene Gompa Tempel mit Alpine Panorama im Hintergrund.

Wir schlenderten durch die Straßen, genossen die meditative Ruhe die dieser Ort ausstrahlte, beobachteten die zahlreichen Mönche die das Leben in Langmusi lebendig machten und wanderten zu dem nördlichsten Berg, wo immer noch traditionelle tibetische Himmelsbestattungen praktiziert werden. Tibeter begraben ihre Verstorbenen nicht, stattdessen bringen sie die Leichen aus religiösen Gründen auf einen Berg, wo sie von Geiern gefressen werden. Häufig werden die Toten zuvor in kleinere Stücke gehackt, damit sie die Tiere besser mitnehmen können. Die Knochen an den Hängen der Berge, Werkzeuge in allen Variationen und eine unheimlich mystische Atmosphäre wie keine zweite. Diese Bestattungsstätte zu erkunden war natürlich nicht ganz leicht, dennoch interessant in die mystisch- buddhistische Kultur noch etwas weiter einzutauchen, sie zu respektieren und zu verstehen.

Je weiter wir gen Süden fuhren, desto dichter wurde die Bevölkerung der Muslime. Oft aßen wir in muslimischen Restaurants und genossen traditionelle Spezialitäten. Und auch unser heutiger Tag ließ uns erneut in die tibetische Kultur eintauchen. Es ging nach Lanbrang.

Labrang ist ein riesiger Tempelkomplex, der umgeben von Grasland auf 2800m Höhe errichtet wurde. Auch heute noch ist das Kloster eine wichtige Lehranstalt von Tibet. Wir machten uns also auf erneuter Erkundungstour in das Kloster von Labrang. Dort hatten wir das Glück das uns ein englisch sprechender Mönch rumführte und uns viele Geschichten aus dem Buddhismus erzählte. Ein besonderes Highlight war die Kühlkammer der Butterschnitzereien, welches unter Tibetern sehr verbreitet ist. Mit solch einer Mühe gestalten die Mönche bunt und liebevoll die gefrorene Yakbutter. Der Mönch führte uns durch verschiedene Hallen der heiligen Stätte und ich war froh heimlich kein Foto gemacht zu haben, denn dieses war hier leider nicht gestattet. Ein Chinese jedoch hätte die Mönche besser ernst nehmen sollen, denn wir konnten beobachten wie er durch den kompletten Tempel von drei Mönchen gejagt worden ist, eines der Mönche mit einem Beil in der Hand.

Am Ende der Besichtigungstour umpilgerten wir im Uhrzeigersinn die 3 Kilometer lange Kora der Stätte. Labrang ist ein Klosterdorf das von Mönchen bewohnt wird.

Hier gab es viel zu beobachten: Kinder die auf Grasland spielten, Fußballspielende Mönche und natürlich die vielzähligen tibetischen Shops, die wir dann selbstverständlich unsicher machten. Am Abend besuchten wir dann eine tibetische Karaokeshow im gemütlichen Ambiente, lauschten den traditionellen Klängen des Landes und verschenkten wie die Tibeter selbst, Schals an unsere Lieblingssänger des Abends.

Wir schlenderten durch die Straßen, genossen die meditative Ruhe die dieser Ort ausstrahlte, beobachteten die zahlreichen Mönche die das Leben in Langmusi lebendig machten und wanderten zu dem nördlichsten Berg, wo immer noch traditionelle tibetische Himmelsbestattungen praktiziert werden. Tibeter begraben ihre Verstorbenen nicht, stattdessen bringen sie die Leichen aus religiösen Gründen auf einen Berg, wo sie von Geiern gefressen werden. Häufig werden die Toten zuvor in kleinere Stücke gehackt, damit sie die Tiere besser mitnehmen können. Die Knochen an den Hängen der Berge, Werkzeuge in allen Variationen und eine unheimlich mystische Atmosphäre wie keine zweite. Diese Bestattungsstätte zu erkunden war natürlich nicht ganz leicht, dennoch interessant in die mystisch- buddhistische Kultur noch etwas weiter einzutauchen, sie zu respektieren und zu verstehen.

Der darauffolgende Tag war für mich der Landschaftlich Vielseitigste Tag, obwohl die Strecke sich nur über 240 Kilometer zog, nahm sie mehr Zeit ein als gedacht, denn dies war wohl die kurvigste Straße der Welt. Bei bestem Wetter und guter Laune ging es für uns erstmals über saftiges Grasland. Schon nach wenigen Kilometern trocknete das Land regelrecht aus und wir fanden uns in einer skurrilen Wüstenlandschaft von kargen Sandbergen und Sandsteinschluchten wieder. Wir besuchten die Residenz des 10. Pancha Lamas, wo wir uns an den Toren des bunten Tempels viel Zeit nahmen um Fotos zu machen und die dramatische Szenerie mit den Wüstenbergen im Hintergrund zu genießen.

Es ging weiter durch hektische muslimische Dörfer, entlang des gelben Flusses, bis wir Tongren erreichten. Obwohl Tongren an sich nicht viel zu bieten hatte, ist es ein Zentrum der tibetischen Kunst und Kultur. Ein Bekannter von Tashi, meinem Arbeitskollegen von Tibetmoto, lud uns zu sich nach Hause ein, wo er uns seine handgemalten Thankas (tibetische Malereien auf Tierhäute) zeigte.

Das Abenteuer ging weiter, denn auch auf dem Weg nach Guide mussten wir wiedermals spontan unsere Route ändern. Es sollte durch den Kanbula Nationalpark gehen, doch leider konnten wir hier wegen Erdrutsche nicht passieren. So fuhren wir eine andere Strecke, eine neue, eine Unentdeckte. Und auch diese war ein echtes Highlight der Tour.

Es ging über einen weiten Graslandpass. Je mehr Höhe wir gewannen, desto schmaler wurde die Straße. Rechts und Links und ging es Bergab in die Wolken und es kam einen fast so vor als wäre man auf einer Himmelsleiter und kurz davor abzuheben.

Hinter der letzten Kurven auf weiteren Höhen wurden wir plötzlich von einer edelweißen Berglandschaft überrascht, die uns sehr faszinierte.

Angekommen in Guide, entdeckten wir neue Lebensmittel auf dem lokalen Gemüsemarkt. Dort kauften wir Nüsse und spezielle Gewürze als Mitbringsel für Familie und Freunde. Außerdem besuchten wir die wunderschöne Altstadt mit ihren prachtvollen Toren. Wir genossen das eine oder andere Bier in der Fußgängerzonen, machten neue chinesische Bekanntschaften und aßen lecker in einem BBQ Restaurant. Am nächsten Tag hatten wir die Möglichkeit das größte Gebetsrad der Welt zu besichtigen.

Dann verließen wir das niedrige Flusstal des Gelben Flusses und gewannen wieder an Höhe. Es ging weiter über das von Nomaden bewohnte Grasland. Auf einem über 4000 Meter hohen Bergpass, unserem letzten Pass, erwartete uns schließlich eine spektakuläre Aussicht auf den gelben Fluss. Diese Szenerie erinnerte stark an den Grand Canyon in Amerika.

Noch vollkommen verblüfft von der atemberaubenden Landschaft, wartete auch schon die nächste fantastische Aussicht auf uns; der unten liegende Qinghai-See; der größte Salzsee Asiens. Das jenseitige Ufer war natürlich nur zu erahnen. Es sind 90 Kilometer bis zum jenseitigen Ufer.

Der See hat eine Fläche von 4300 Quadratkilometern und eine Tiefe von 25 Metern. Es sind 350 Kilometer, wenn man um den See herum fährt. Immer wieder hielten wir an um Fotos zu machen und die Aussicht zu genießen. Wir konnten es kaum erwarten das Ufer des Sees zu entdecken. Und nur eine Stunde später fanden wir uns mit den Motorrädern am Strand wieder. Unser Hotel lag direkt am See und wir konnten vom Bett aus eine tolle Aussicht auf das Wasser genießen. Nach einem langen Spaziergang am Strand, einem leckeren Abendessen und einem Sonnenuntergang wie man es sich nur wünscht, konnten wir zufrieden schlafen gehen und uns auf unseren letzten Fahrtag freuen.

Bevor es nächsten Tag nach Xining, zum Endpunkt unserer Reise ging, machten wir noch einen Abstecher in die Wüste am Quinhai See. Ein ganz besonderes Naturspektakel: Sanddünen die sich im Windschatten der Berge aufgetürmten, im Hintergrund die Schneeberge und das azurblaue Wasser des Sees. Es erinnerte uns an die Gobi-Wüste, die nur 200 Kilometer in nordöstlicher Richtung lag.

Da waren wir nun, unsere letzte Fahrt auf dieser wunderschönen abenteuerlichen Reise. Bei bestem Wetter ging es nach Xining. Eine letzte Verabschiedung der unvergesslichen Berglandschaft und ein letztes Mal ertönte ein „Tashi Delek“ -ein tibetisches Gruß und Glücksegens-Wort.
In Xining ließen wir die Motorräder, gingen noch ein letztes Mal traditionell „Hot Pot“ (Feuertopf, chinesisches Fondue) essen und genossen die letzten Biere in Gemeinsamkeit, bevor die Koffer gepackt wurden und die Gruppe ihren Flug nach Deutschland zurücknahm.

Eine tolle Reise, trotz Wege-Umplanung, Polizei Check-Points und Regentage. Das Abenteuer China nahm hier sein Ende und es kam einen fast so vor, als hätte man eine Weltreise hinter sich gebracht. Denn besonders die Vielfalt der Landschaften war eine Erfahrung wie keine zweite. Obwohl ich einige Monate in Neuseeland gelebt habe und ich der festen Überzeugung war, kein weiteres Land könnte so voller Vielfalt stecken, hatte ich mich getäuscht. Auf der Fahrt diskutierte ich immer wieder mit Tashi in welchen Ländern wir wohl gerade stecken könnten. „Schau, das könnte doch die Schweiz sein. Schau und dies könnte Irland sein…Schottland, Afrika, Neuseeland, Norwegen, Marokko, ja sogar Deutschland.“
Wir lachten…und es kam einen fast so vor, als wären wir auf Weltreise!

Danke für die unvergessliche Zeit, Tashi Delek und See you soon.

Svenja Mariella Wilkens