Tibetmoto feiert „Losar“, das tibetische Neujahrsfest

Wie jedes Jahr verbringen wir unser tibetisches Neujahrsfest in Jiabe, unserem tibetischen Dorf. Jiabe liegt im nordöstlichsten Teil von Yunnan nahe Deqen, an den Ufern des mächtigen Mekongs. Jiabe liegt etwa auf der Höhe von Dali (2200m), das Klima jedoch ist trockener und milder. Die Bedingungen sind ideal für Weinanbau, Orangen und Wassermelonen. Während die Umgebung von Jiabe wie eine Mondlandschaft aussieht, wirkt das Dorf wie eine Oase.

Dieses Jahr fallen tibetisches und chinesisches Neujahrsfest auf das selbe Datum. Dies passiert nur alle paar Jahre.

In diesem Blogeintrag möchte ich erzählen, wie die Tibeter Neujahr und den Anfang des Jahres des Affen feiern. „Losar“ ist die tibetische Bezeichnung für dieses Fest.

Tag des Schweineschlachtens

Zwei Tage vor Neujahr schlachtet jede Familie ein oder zwei Schweine und bereiten die Köstlichkeiten für das Fest vor. Fett und Blut werden gerne mit Reis vermischt um leckeres Frühstück und Würstchen zu machen. Nachdem das Schwein geschlachtet wurde, wird selbstgebrannter Gerstenschnaps in den Mund des Tieres geschüttet und gebetet. Wenn das Fleisch, Fett und die Innereien entfernt wurden, wird das Tier mit Salz gefüllt und in die Sonne gelegt, um den Rest gut zu konservieren. Früher setzten sich die Dörfler auf die Tierleiche, damit das Fleisch besser schmeckt. Häufig wird nur dieses eine Mal im Jahr geschlachtet.

 

Vorbereitungen und Abendessen am Neujahrsabend

Der letzte Tag des Jahres wird verwendet, um sich auf die Feierlichkeiten vorzubereiten, alle baden und ziehen sich ihre prächtigsten Kleider an. In früheren Zeiten wurde neue Kleidung zu diesem Anlaß zum ersten Mal getragen, da Kleidung auch nur einmal im Jahr gekauft werden konnte. Diese Tradition wurde weniger wichtig, da sich die Dörfler heute mehr leisten können. Die Vorbereitungen für das Essen beginnen am Nachmittag. Dieses Jahr entschieden wir uns, 12 Gerichte zuzubereiten.

Ich beteiligte mich mit einem indischen Ananascurry und deutschen Frikadellen. Besonders die Frikadellen fanden allgemeine Zustimmung bei den Familien. Nach dem umfangreichen Abendessen sitzt die Familie bis spät in die Nacht beisammen und trinkt Ara (tibetischer Gerstenschnaps) und selbstgemachten Rotwein.

Der erste Neujahrstag

Am Neujahrstag versammeln sich Frauen und Männer getrennt auf zwei unterschiedlichen Bergen nahe des Dorfes. Die Männer besteigen mit Flaggen an Bambusstöcken den höchsten Berg der Umgebung, ihre Zusammenkunft folgt einem bestimmten Protokoll. Der Bambus wurde Tage vorher aus einem Bambuswald hoch über dem Dorf geschnitten. Dies erledigt meist ein jüngerer Mann, da etliche Stunden bergauf geklettert werden muss. Jeder Stock behält einige Blätter von festgelegter Größe und wird an bestimmten Orten des heiligen Berges platziert.

Bei der Zusammenkunft werden dann Snacks, Getränke und Zigaretten ausgetauscht. Danach machen die Dörfler gegenseitig übereinander Witze und es wird viel gelacht. Die Witze werden wohl einen sozialen Nutzen haben, kann man so ins Lachen verpackte Kritik üben.

Nach den Witzen halten die Dorfältesten kurze Reden über wichtige Themen, wie die Familienbanden, aber auch philosophische oder religiöse Themen werden besprochen. Nach einigen Stunden endet die Zusammenkunft und unter laut gesungenen Gebeten geht es wieder hinab ins Dorf. Am Nachmittag wird gemeinsam auf dem Dorfplatz getanzt. Es gibt auch einen Bogenschieß-Wettbewerb.

30 Familien leben in Jiabe, doch ist das Dorf jetzt voller Menschen, die für das Losar Fest anreisen.

Frohes neues Jahr des Affen zu all unseren Lesern!

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